Soeben wurde ich darauf aufmerksam, dass ein landesweit durchgeführter Test ausgearbeitet werden soll, wonach Schüler/-innen am Ende der 8. Klasse geprüft werden. Dabei wird davon gesprochen, dass jede 5. Lehrstelle mangels Qualifikation der Jugendlichen nicht besetzt werden könne.
Der Vollständigkeit halber, soll hier der Artikel aufgeführt werden. Wenn Sie auf untenstehenden Link klicken, finden Sie weitere Kommentare. im Anschluss an den zitierten Beitrag finden Sie ein paar weiterführende Informationen zur Lehrstellensituation in der Schweiz. Ihre Erfahrungen zum Eignungstest, zur „Qualität“ der Jugendlichen, zu den geforderten Schlüsselkompetenzen, zu weiteren Schwierigkeiten, aber auch Lichtblicke bei der Lernendselektion und mögliche Verbesserungsvorschläge würden mich interessieren.
Zum Artikel:
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Lehrbetriebe hoffen auf Bildungstest
Quelle: http://tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2010/01/24/Schweiz/Lehrbetriebe-hoffen-auf-Bildungstest
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Der Schweizerische Gewerbeverband kritisiert das Bildungsniveau in der Schweiz. «Aus Sicht der Lehrbetriebe sind immer weniger Schulabgänger in der Lage, eine berufliche Grundbildung erfolgreich abzuschliessen», sagt Direktor Hans-Ulrich Bigler gegenüber der Zeitung «Sonntag». Jede fünfte vorhandene Lehrstelle könne deshalb nicht besetzt werden. Ein landesweit durchgeführter Test soll nun helfen, das zu ändern.
Eine Gruppe mit Vertretern des Gewerbes, der Lehrer, Berufsberater und weiterer Bildungsfachleute arbeite zurzeit im Auftrag der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren die Details aus.
Online-Test für Schüler aller 8. Klassen
Vorgesehen sei, dass ab Ende dieses Jahres die Schüler aller 8. Klassen in der ganzen Schweiz einen Online-Test ablegen.
Getestet würden Wissen, Arbeitsmethodik und Sozialkompetenzen. Die Schüler erhalten dann sofort eine Auswertung, für welchen der 240 verfügbaren Lehrberufe sie geeignet sind und welche Defizite sie haben.
Die Berufswahl erleichtern
Die verbleibende Schulzeit soll dann genutzt werden, um die Jugendlichen im Hinblick auf ihren Wunschberuf individuell zu fördern.
Die Lehrerschaft steht laut Zeitung hinter dem Wirtschafts-Check: «Dem Schüler wird die Berufswahl erleichtert, und der Lehrmeister sieht, ob der Schüler geeignet ist», sagt Armin Stutz, Präsident des Lehrerverbandes der Sekundarstufe I. «Bewerbungen für den falschen Beruf und Lehrabbrüche können so verhindert werden.»
Hilfe für Jugendliche, die Probleme haben
Sympathien zeigt auch Ursula Renold, Direktorin des Bundesamtes für Berufsbildung. «Ich erhoffe mir davon, dass jene Jugendlichen schneller in den Lehrstellenmarkt integriert werden, die heute Probleme haben, sich zu orientieren.»
Ob der Bund das Projekt finanziell unterstützt, ist aber noch offen, so die Zeitung. Ungeklärt ist ferner, ob der Test von der Erziehungsdirektoren-Konferenz für obligatorisch erklärt wird.
(sf/halp)
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ERGÄNZUNGEN:
Schlüsselkompetenzen:
Hierfür hat z.B. die Erziehungdirektion vom Kanton Bern einmal eine Auflistung von 10 Schlüsselkompetenzen zusammengestellt:
• Einsatzfreude
• Lernbereitschaft
• Selbstständigkeit
• Verantwortungsbewusstsein
• Pünktlichkeit
• Zuverlässigkeit
• Ausdauer
• Ordnungssinn
• Teamfähigkeit
• Höflichkeit und Umgangsformen
Als PDF-Datei: http://www.erz.be.ch/site/sls-fit-liste-der-schluesselkompetenzen.pdf
Weitere Informationen findet man hier:
a) Fit für die Lehre:
http://www.erz.be.ch/site/sls-nachobligatorisch-bg-fit.htm
b) Interessen-Check:
http://www.berufsberatung.ch/dyn/11191.aspx
c) Kompetenz-Profile:
http://www.kgv.ch/Default.asp?E0=128&E1=59&E2=75
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Förderung der Sozialkompetenzen
Zwei Beispiele:
Jugendprojekt LIFT: http://www.nsw-rse.ch/lift.html (sprach bei Projektimpuls von 10’000 „schwachen“ Schüler)
Perspektiven Camp, Stiftung Speranza : http://www.stiftungsperanza.ch/default.aspx?navid=56 (spricht von 15’000 schwachen Schüler – Aber nein! Es müssen natürlich nicht alle dieser 15’000 ins Perspektiven Camp…)
Anmerkung: 2007 verliessen rund 84’000 Jugendliche die 9. Klasse – im Jahr 2013 werden es noch ca. 75’000 sein. Zusätzlich gibt es rund 20’000 Jugendliche, welche auf der „Warteliste“ sind.
Szenarien Bildungssystem:
http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/15/08.html
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Gründe für Lehrvertragsauflösungen/-wechsel
– s. Tagung „Lehrvertragsauflösungen – furchtbar oder fruchtbar?“ vom 27.01.2010
https://blog.lehrstellenboerse.ch/2009/11/03/tagung-lehrvertragsauflosungen-furchtbar-oder-fruchtbar/
– Weitere Informationen:
https://blog.lehrstellenboerse.ch/2008/11/10/newsletter-november/#6
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Thema Lehrlingsselektion:
– Nicht repräsentative Studie zum Thema „Lehrlingsselektion in KMU“: http://www.lehrlingsselektion.info/
– Weitere Informationen: https://blog.lehrstellenboerse.ch/2009/09/12/benachteiligt-bei-der-lehrstellenvergabe/
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Herausforderungen an den Lehrstellenmarkt
– Dossier Lehrstellensituation vom EVD
http://www.evd.admin.ch/themen/00179/00184/01271/index.html?lang=de
– Lehrstellenbarometer August 2009 / Warteliste von über 20’000 Jugendlichen
http://www.bbt.admin.ch/themen/berufsbildung/00103/00321/index.html?lang=de
– Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf die Qualität der Schulabgänger/-innen
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuellausgebliebene_krise_auf_dem_schweizer_lehrstellenmarkt_1.3862013.html
sowie:
– Verstärkte Konkurrenz um gute Schülerinnen und Schüler: http://www.ffb.unibe.ch/unibe/wiso/vwi/ffb/content/e2044/e2629/e2647/2007nzz_wolter_ger.pdf
– Lehrlinge und Mitarbeiter werden knapp: http://www.berufsbildner.ch/aktuell/seite-1.html
– Weitere Informationen: (ab Kapitel 3)
https://blog.lehrstellenboerse.ch/2009/06/12/lb-newsletter-200906/
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IHRE MEINUNG IST GEFRAGT!
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Zum Eignungstest:
Was halten Sie von so einem Test? Was sind Ihre Erfahrungen mit Eignungstests?
Zur Qualität der heutigen Lehrstellensuchenden:
Welche Schlüsselkompetenzen vermissen Sie? Sind wirklich 20% der heutigen Schulabgänger/-innen nicht ausreichend qualifiziert? Lässt sich wirklich anhand der Quote der Lehrvertragsauflösungen u. -wechsel darauf schliessen, dass eben diese 20 Prozent „schwache“ Schüler/-innen sind?
Wie schätzen Sie die Situation ein? Wie schätzen Sie die Qualität der eintreffenden Bewerbungen ein? Wieviele von 10 Bewerbungen sind akzeptabel? Hat sich das in den letzten Jahren verändert? Sind die Schulabgänger/-innen wirklich „schlechter“ als in den Vorjahren, oder täuscht der Eindruck, da sich wegen abnehmenden Schülerzahlen nun vermehrt Jugendliche aus der Warteliste bewerben?
(Anmerkung: Auf der Warteliste sind auch Jugendliche, die ein Zwischenjahr einlegen um sich weiterzubilden – und womöglich reifer sind, mehr Erfahrungen mitbringen, als gerade frisch von der Schule kommende Jugendliche.)
Wie gross ist bei Ihnen die Bereitschaft, Attestausbildungen für vermeintlich „schwache“ Schüler anzubieten?
Haben es die Jugendlichen Heutzutage schwerer, eine Lehrstelle zu finden? Müssen Sie flexibler sein? Kriegen sie genügend Unterstütung von Eltern, von Lehrkräften, von Lehrmeister/-innen und Behörden?
Wie war das zu Ihrer Zeit, als Sie eine Lehrstelle gesucht haben?
Ein schönes Beispiel zum Abschluss:
http://kultpavillonblog.blogspot.com/2007/10/lehrstellensuche-wie-war-das-eigentlich.html
Übrigens:
Aktuell sind bei uns (http://www.lehrstellenboerse.ch) noch 850 Gesuche von Lehrstellensuchenden und über 3800 freie Lehrstellen einsehbar. Vielleicht ist ja Ihr/-e Kandidat/-in dabei?
Übrigens zum 2.:
Wo sind die positiven Meldungen der 80%, die den Anforderungen genügen?
Hallo Lehrstellenbörse
Ich habe gerade an die 80 Bewerbungen für Informatiker
ausgewertet inkl. Schnuppertage.
(Gymnasiasten und gute Sek.A Schüler)
Dieses Jahr konnten wir noch keinen geeigneten Kandidaten finden was mich fast ein bischen frustriert.
Trotz guter Noten im Zeugnis, besteht kaum noch einer unseren internen Test. (Ist seit 16 Jahren der gleiche.)
Rechnen geht praktisch gar nicht.(Trozt Note5 im Zeugnis !)
Geschichte Physik Chemie Geografie nur oberflächlich.
„Das hatten wir mal aber das ist schon lange her“ ist meist die Anwort.
Es scheint das die heutige Generation sich systematisch durch die Schulen mogelt.
Lernen auf Prüfung ; danach vergessen.
Die Lehrer kontrollieren scheinbar kaum was bleibt, und ob es auch wirklich verstanden wurde.
Bei Gymnasiasten scheint das Niveau im Rechnen/Mathe.
kaum höher als in der Sekundarschule.
Mit Trigonometrie, Chaoslehre,Warscheinlichkeitsrechnen usw. wurden sie offensichtlich noch nie belästigt.
Viele Lehrer benoten auch viel zu hoch.
Aus meiner Sicht hat eine heutige Matura höchsten Sekundarniveau der 70er Jahre.
Ein einheitlicher und von neutraler Stelle erhobener Test
wäre super, bitte aber nicht schwachstrom a la Multicheck.
Ich finds auch gut wenn das Problem von Lehrerseite langsam erkannt wird, denn es ist wirklich prekär.